Die Interview-Reihe im Jubiläumsjahr geht weiter
Heute im Gespräch – Ulrich Sabin
Ich habe mich im Juli 2024 mit Ulrich Sabin bei ihm zu Hause getroffen und ein sehr nettes Gespräch mit ihm geführt.
MD.: Wie bist du zum TuS Dielingen gekommen, Uli?
US: Zum TuS bin ich 1952 als 13-jähriger durch den Fußball als Schülerspieler gekommen – es gab ja sonst kaum etwas für die Kinder und Jugendlichen. Auch gab es kein Fernsehen sondern nur das Kino in Quernheim – aber es war eher die Ausnahme, dass man dort in eine Vorstellung ging. Und da ich immer gern Fußball gespielt habe, war dies meine erste Wahl. Mir war es auch wichtig, zu einer Gemeinschaft dazuzugehören – daher habe ich den Sportverein, unseren TuS gewählt.
Trainiert haben wir unregelmäßig aber ich weiß, dass ich fast immer beim Training war. An eine Begebenheit erinnere ich mich ebenfalls noch: es gab damals kein Geld für Trikots für z.B. die Punktspiele - uns wurde von Willi Heidenreich mitgeteilt, dass wir anziehen sollten, was wir im Schrank hatten, das war am Ende ein bunter Haufen mit verschiedenen Oberteilen. Aber es ging ja auch um den Fußball und nicht um die Kleidung. Und der brachte auch riesigen Spaß.
MD: Was verbindest Du mit dem TuS?
US: Kontakte – sehr viele Kontakte sind durch den TuS entstanden. Wie schon eben erwähnt, stand für die damalige Freizeitgestaltung kaum etwas für Jugendliche zur Verfügung und im Verein beim Training traf man sich, bewegte sich zusammen und hatte auf jeden Fall viel Spaß miteinander. Ich war immer gern in Bewegung – heute fällt mir das jedoch nicht mehr so leicht.
MD: Zu welcher Sparte hast du eine besondere Verbindung?
US: Natürlich den Fußball! Das war mir immer das Liebste und ganz besonders in Erinnerung als ich selbst noch spielte, errangen wir des Öfteren die Kreismeisterschaft mit dem Aufstieg in die Bezirksliga – das war ne’ tolle Zeit mit vielen Erfolgen!
Als besondere Erinnerungen habe ich auch die Treffen mit Franz Beckenbauer, Otto Rehhagel und Uwe Seeler im Kopf – diese drei Größen in unserem kleinen Dielingen in Stemwede – das war schon was richtig Besonderes. Darüber hatte ja auch das Diepholzer Kreisblatt vor einiger Zeit nochmals berichtet.
Ich war aber auch lange Jahre in der GGG-Gymnastikgruppe der Herren aktiv. Diese wurde von Rudi Günnemann geleitet – daher auch der Name: Gymnastik-Gruppe-Günnemann. Die Zeit auch in dieser Gymnastikgruppe habe ich noch immer in schöner Erinnerung – denn es wurde ja nicht nur geturnt, es gab auch regelmäßige Fahrradtouren oder auch Grillabende. Wie schon oft erwähnt – ein Verein bietet nicht nur gemeinsame sportliche Bewegung, sondern bringt auch die Kontakte mit sich, die für das Zusammenleben und auch das Spaßhaben nicht zu unterschätzen sind – Kontakte sind für das soziale Leben unheimlich wichtig! Gerade für ältere Menschen! Dies kann besonders ein Verein vor Ort bieten, da es nur kurze Wege zur Sporthalle sind und dieser oft kostengünstige, umfassende Angeboten bieten kann.
MD: Wie hat sich dein Vorstandsposten ergeben?
US: Ich war damals in den 1960iger Jahren in der Schreibstube der Bundeswehr beschäftigt. Ich hatte mich etwas länger verpflichtet, als eigentlich nötig gewesen wäre und dadurch hatte ich im Bürobereich auch einige Kenntnisse, die mir für diesen Posten zugute kamen. Nach meiner Bunderwehrzeit fing ich 1964 bei der Sparkasse in Dielingen an. Willi Gerke war damals Kassierer beim TuS und man kannte sich. Von ihm habe ich den Posten 1965 übernommen. In der Zeit meiner Tätigkeit bei der Sparkasse hatte ich die Möglichkeit, viele Dinge für den Kassiererposten des TuS während meiner Arbeitszeit erledigen zu können. Ich konnte die Kunden, die in die Kasse kamen auf anstehende Dinge des Vereins ansprechen und habe mir so einige Wege gespart. Das war eine enorme Zeiterleichterung. Auch andere Dinge durfte ich während der Arbeitszeit erledigen – dies ist heute kaum noch denkbar.
Ich erinnere mich auch noch gut daran, dass damals die Beiträge für den TuS in bar kassiert wurden. Entweder man zahlte sie in den Übungsstunden oder aber ich bin durch die Dörfer Dielingen, Drohne, Haldem und Stemshorn gefahren und habe sie in bar abkassiert. Dafür bekam ich eine kleine Provision. Heute ist dies gar nicht mehr vorstellbar aber damals war es gängige Praxis.
MD: Wie hast du deine Zeit als Kassierer im Vorstand erlebt?
US: Es war immer eine gute Zusammenarbeit mit den Kollegen – besonders an die Zeit mit Uschi Schmidt als Vorsitzende erinnere ich mich gern. Es gab zwar schon einiges an Diskussionen allerdings wurden sie ruhig geführt und am Ende kam man immer zu einem Ergebnis. Zum Vorstand gehörten damals noch: Horst Haarmeyer, Reiner Wittenbrink, Stephan Sander, Ingrid Gräber und Wilhelm Beneker. Es fanden auch öfter private Treffen statt, eine schöne Zeit. Eine weitere schöne Erinnerung war für mich, als ich nach über 50jähriger Tätigkeit als Kassierer im Verein aufhörte und anschließend als Ehrenvorstandsmitglied ernannt wurde. Das war doch recht emotional damals...
MD: Welches Projekt wird dir in deiner langen Vorstandszeit zugeschrieben?
US: Die Hallo-TuS-Dielingen Vereinszeitung. Diese entstand auf Anregung von Harald Horn und Erwin Restemeyer. Diese konnte 1991 erstmals herausgegeben werden und sollte 4 x jährlich in Dielingen und den umliegenden Ortschaften verteilt werden. Mit Unterstützung meiner Kollegen war ich eine Weile später allein für die Anzeigenbeschaffung und Schreiben der Berichte zuständig. Es wurden mir auch Berichte eingereicht, die meisten schrieb ich aber selbst. Schön waren auch immer die Besuche bei Vereinsmitgliedern, die einen runden Geburtstag feierten oder auch Hochzeiten, die einen Eintrag in unserer Vereinszeitschrift verdient hatten. So war es mir als Abordnung des Vereins möglich, bei diesen Besuchen viele unserer Mitglieder kennenzulernen. Auch darüber fertigte ich natürlich Berichte und diese erschienen ebenfalls im Hallo. Gerade für die Älteren in unserem Verein war dies eine gute Möglichkeit, sich über das Vereinsleben zu informieren.
Ich brachte diese Hefte immer mit dem Fahrrad durch Dielingen und die umliegenden Dörfer zu den Mitgliedern - auch um Porto zu sparen. Nur die weiter entfernt Wohnenden erhielten ihre Hallo per Post. Gedruckt wurde das Ganze in Wagenfeld bei Digitales und Tanja Knoblauch war dort meine Ansprechpartnerin. Die Arbeit rund um die Vereinszeitung war recht aufwändig. Es mussten die Anzeigen eingeworben und für bestehende Partner manchmal geändert werden. Aber auch hier hatte ich damals die Möglichkeit, während meiner Arbeitszeit einiges hierzu zu erledigen. Mein damaliger Chef erlaubte mir diese Arbeit für den Verein zu erledigen – ein riesiger zeitlicher Vorteil! In den 2000er Jahren wurde aber leider immer weniger Berichte eingereicht und somit konnte auch weniger Werbepartner überzeugt werden. Mit Ausgabe 2/2013 wurde der Druck der Vereinszeitung eingestellt und dank Hans-Ulrich Gendig durch die Internetseite des TuS informiert
MD: Was wünscht du dem Verein TuS Dielingen im Jubiläumsjahr und für die Zukunft?
US: Das der Zusammenhalt des Vereins bestehen bleibt, denn die Gemeinschaft mit Menschen die die gleichen Interessen verfolgen, gerade auch im höheren Alter ist nicht zu unterschätzen. Auch wünsche ich mir, dass das Ehrenamt im Verein weiterhin gelebt wird, denn gerade die ehrenamtliche Arbeit gibt einem viel Wertschätzung zurück. Ein weiterer Wunsch wäre, dass es immer Menschen wie z. B. Wihelm und Heinfried Beneker und ihre vielen aktiven und auch passiven Mitstreiter geben wird, die ihre Zeit und Kraft und auch Geld für den Verein einsetzen, auf dass er mit vielen Mitgliedern und einer guten finanziellen Basis weiter bestehen kann. Außerdem wünsche ich mir, dass wir alle noch lange gesund bleiben und uns viel bewegen.
MD: Danke lieber Uli!
US: Bitteschön!
MD
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